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Kapitel 3

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Beitrag  Eternety Fr Jun 19, 2009 11:47 pm

Kapitel 3

Die nächsten Tage liefen ähnlich ab. Ich ging jagen und fiel danach völlig erschöpft ins Bett.
Nach einiger Zeit hatte ich mich ganz gut eingelebt und auch Roselia war etwas aufgetaut und starrte mich nicht mehr ganz so feindselig an, doch ich hatte das ungute Gefühl, dass ich ihr ein Dorn im Auge war.
Manchmal glaube ich, sie war eifersüchtig, weil sich Vishous in der ersten Zeit nur um mich kümmerte und sie fast ignorierte.
Auch die Anderen Clanmitglieder beäugten mich die erste Zeit mit Argwohn, doch bald tauten sie auf und wir unterhielten uns ab und zu.
Außerdem gingen wir gemeinsam auf die Jagd.
Wie Raubtiere scheuchten wir unsere Opfer durch die Stadt, bis sie in eine Ecke gedrängt waren, wo wir sie aussaugten.
Wir waren wie ein Rudel, auch wenn ich immer das Gefühl hatte, nicht so dazu zu gehören, wie der Rest.

Wochen und Monate gingen ins Land, ohne das ich es wirklich mitbekam.
Das erste, was ich bemerkte, war, dass Vishous Recht hatte, was die Zeit angeht.
Als Vampir nimmt man sie wirklich ganz anders wahr, als als Mensch.
Hier ist Zeit nicht wichtig.
Wir wussten zwar, welcher Tag es war und auch, welcher Monat und welches Jahr, doch wirklich kümmern tat es keinen.
Nur Vishous achtete penibel darauf, dass der Club immer entsprechend geschmückt war, was wir ganz oft für ihn machten.
Das ganze war auch mehr eine Freizeitbeschäftigung als eine wirkliche Arbeit und die Aufgaben, die jeder hatte, beschränkten sich ebenfalls auf ein Minimum.
Wir lebten oft nur in die Nacht hinein, ohne wirklich viel zu tun.
Meistens gingen wir gemeinsam auf die Jagd, allerdings versuchte ich es auch mal alleine, was fürchterlich schief ging.

Ich lief spät in der Nacht los, um mir jemanden zu suchen, doch ich hatte Pech.
Die Straßen waren wie leer gefegt und ich musste lange suchen, bis ich ein Opfer gefunden hatte.
Inzwischen war ich es gewohnt zu töten, doch so ganz alleine hatte ich das noch nicht gemacht.
Normalerweise kreisten wir das Opfer ein, einer setzte es außer Gefecht und gemeinsam labten wir uns an seinem Blut.
So suchten wir uns vier bis fünf Opfer in der Woche, was meistens mehr als genug für uns Sieben war, wobei Vishous eigentlich nie mit uns jagte.
Er war grundsätzlich alleine unterwegs, denn wenn wir auf Jagd gingen, musste er sich noch um den Club kümmern.
In dieser Nacht würde ich also mein erstes Opfer alleine überwältigen.
Als ich endlich einen jungen Mann gefunden hatte, der als Opfer taugte, machte ich mich bereit und trat aus meinem Versteck auf die dunkle Straße.
Er schien mich gar nicht zu bemerkten und ging weiter seiner Wege.
Das passte nur leider so gar nicht in meinen Plan, denn besser wäre es gewesen, wenn er mich angesprochen hätte.
Ich änderte also meinen Plan und sprach ihn an.
Ich bat ihn um Hilfe, weil ich umgeknickt sei und nicht mehr richtig laufen könne.
Wie das fast jeder macht, bot er mir natürlich seine Hilfe an, die ich sofort dankend annahm.
Er half mir hoch und ich humpelte einige Meter an seiner Seite, bevor wir an eine dunkle Gasse kamen, in der ich meinen Plan umsetzten konnte.
Ich zog ihn also in die Gasse, hielt ihm den Mund zu, damit er nicht schreien konnte und wollte gerade zubeißen, doch in der Zeit hatte er schon in seine Tasche gegriffen und sprühte mir etwas in die Augen.
Ich ließ ihn los und als ich wieder etwas sehen konnte, war mein Opfer schon verschwunden.
Nach einigen Minuten war der Schmerz ziemlich vergangen, doch meine Augen tränten immer noch wie verrückt.
„Seit wann haben Männer Pfefferspray in der Tasche…“, fluchte ich leise, lehnte mich an die Wand und schaute dann auf die Dose, die er liegen gelassen hatte.
Knoblauchspray stand darauf.
Eigentlich hätte ich das riechen müssen, aber ich war so sehr darauf konzentriert gewesen, ihn zu jagen, dass mir der leichte Geruch nach Knoblauch gar nicht aufgefallen war.

Sofort lief ich zurück und nahm die Dose mit.
Ich fand es seltsam, dass ein Mensch Knoblauchspray in der Tasche hatte und dann vor allem ein Mann.
Das konnte ein Zufall sein, musste es aber nicht.

Kaum war ich zurück, ging ich zu Vishous, der an seinem Schreibtisch saß und arbeitete.
Er schaute mich besorgt an, als er meine roten Augen sah und ich erzählte ihm, was passiert war.
Während ich erzählte, nahm er einen Eiswürfel aus seinem Getränkekühler und legte ihn mir auf das gereizte Auge.
„Danke“, murmelte ich und er nickte nur, bevor er aufstand und im Zimmer auf und ab ging.
„Das ist nicht gut… Gar nicht gut. Hoffen wir, dass nicht wieder Vampirjäger in der Stadt sind.“
„Vampirjäger?“, fragte ich verwirrt und legte den Würfel auf das andere Auge.
„Ja. Es gibt immer wieder Menschen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, uns zu vernichten. Aber hier im Clan musst du keine Angst haben. Hier hat es noch kein Vampirjäger hin geschafft und selbst wenn, würde er das nicht überlebe.“, sagte er und stand auf.
„Ich habe schon viele Jäger erlebt. Sie sind meistens relativ harmlos und gehen ziemlich stümperhaft vor.“
„Waren schon oft welche hier in der Stadt?“, fragte ich ihn und er schüttelte den Kopf.
„Nein, hier noch nicht, aber in meiner alten Heimat. Die Leute dort sind abergläubisch. Dort findet man viele Jäger.“
„Erzählst du mir, woher du stammst?“, fragte ich vorsichtig.
Er lächelte und deutete auf einen der Sessel vor dem Kamin.
„Ja. Ich denke, du bist jetzt lang genug hier, dass ich dir deine Frage nach meinem Namen beantworten kann. Entschuldige, dass ich das nicht sofort gemacht habe, aber bei neuen Mitgliedern muss man immer etwas vorsichtig sein. Wir haben schon Erfahrung mit Verrätern, die jede Information weiter gegeben haben.“
Ich lächelte und setzte mich in den weichen Sessel.
Er setzte sich neben mich und begann dann, mir seine faszinierende Geschichte zu erzählen.
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