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Kapitel 13

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Beitrag  Eternety Sa Jun 20, 2009 1:41 am

Kapitel 13

Als ich wieder aufwachte, erkannte ich sofort, dass da nicht mein Zimmer war.
Ich versuchte, mich aufzurichten, doch so wirklich gelingen wollte mir das nicht, deshalb musste ich mich damit begnügen, meinen Blick schweifen zu lassen.
Ich war noch nie in diesem Zimmer gewesen.
Es war schön eingerichtet und mit alten Möbeln dekoriert.
Das Bett, in dem ich lag, war mit schwarzen Laken bezogen und wunderbar weich.
Ich drehte meinen Kopf zur Seite und entdeckte, dass ich nicht alleine in diesem Bett lag.
Neben mir war Vishous, der ebenfalls schlief, doch als ich erneut versuchte, mich aufzurichten, schlug auch er die Augen auf.
Sein Blick wanderte sofort zu mir und ich erwiderte ihn vorsichtig.
„Du bist wach. Das ist gut, kleine Blume.“, sagte er leise und richtete sich auf.
Das er mich kleine Blume nannte, beruhigte mich etwas, denn das hieß, dass er nicht so böse auf mich war, dass er mich verstoßen würde.
Das hoffte ich auf jeden Fall.
„Vishous…“, sagte ich leise, doch bevor ich weiter etwas sagen konnte, legte er mir einen Finger auf die Lippen und hinderte mich so daran.
„Schon gut, sag jetzt nichts. Ich weiß von Lehti, dass du Corondal gefüttert hast. Du bist schwach und musst erst etwas trinken. Danach muss ich mit dir sprechen.“, sagte er ernst und ich bekam es mit der Angst zu tun.
Das klang so ernst und angsteinflößend und gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass ich mehr befürchtete, als wirklich passieren würde.
Er stand auf und reichte mir ein Glas.
Darin war eine rote Flüssigkeit, die meine feine Nase sofort als Blut erkannte.
Ich nahm einen Schluck und spürte sofort, wie es sich in meinem Körper verteilte, obwohl das kalte Blut einen widerlichen Nachgeschmack hatte.
„Ich weiß, es ist nicht so gut wie frisches, aber am Tag können wir nicht jagen. Das ist noch von dem Mensch letzte Nacht. War nicht einfach, es flüssig zu halten, bis du wach warst, aber über die Jahrhunderte lernt man so einige Tricks.“, sagte er und ich spürte, dass er nicht wütend war.
Ich hielt das alles einfach nicht mehr aus.
Seine Freundlichkeit quälte mir mehr, als wenn er mich einfach angeschrien hätte.
„Vishous, das mit gestern tut mir alles so leid. Ich wollte doch nicht, dass…“, begann ich, doch er legte mir wieder seinen Finger auf die Lippen, so das ich den Satz gar nicht beenden konnten.
„Nein, kleine Blume, das wolltest du nicht und nicht du musst dich entschuldigen, sondern ich, denn ich hätte dir sagen sollen, dass der Kampf begonnen hat. Deshalb war ich gestern bei dir und statt es dir zu sagen…“
Er verstummte.
„Helia, ich habe gestern Nacht einen großen Fehler begangen.“, sagte er und in mir zog sich wieder alles zusammen.
Da, wo früher mein Herz geschlagen hatte, war nur noch Schmerz, als er das zu mir sagte.
Eine Träne stahl sich aus meinem Auge, doch ich versuchte, es ihn nicht sehen zu lassen.
„Das tut mir leid, dass es ein Fehler war…“, sagte ich und wollte aufstehen, um zu gehen, als mir die Beine unter dem Körper wegknickten.
Ich hatte noch nicht genug Kraft, um alleine stehen zu können. Dafür brauchte es mehr Blut als den Schluck, den ich gerade getrunken hatte.
Sofort packte er mich und legte mich zurück in sein Bett.
„Verdammt, du kleiner Sturkopf! Jetzt hör mir doch zu, bevor du dich noch verletzt.
Ich habe einen Fehler begangen…“
„Sag es nicht. Bitte…“, flehte ich mehr, als das ich es sagte und drehte meinen Kopf von ihm weg.
Ich wollte ihm nicht in die Augen sehen, doch er zwang mich dazu.
Er griff einfach nach meinem Kinn und drehte es zu sich, ohne das ich mich wehren konnte.
„Ich sagte doch, du sollst mir zuhören!“, sagte er streng und ich nickte nur resigniert.
„Kleine Blume, ich habe einen Fehler begangen, es dir nicht zu sagen. Wie könnte ich das Andere bereuen und als Fehler bezeichnen?“, fragte er mich und sah mir warm in die Augen. „Ich habe dich gehört. Denk nicht, dass ich so fest geschlafen habe, dass ich es nicht gehört habe.“, fügte er hinzu.
Ich fühlte mich klamm und erstarrt.
Das ganze war einfach zu viel für mich und das er mein Geständnis auch noch gehört hatte, gab mir den Rest.
Ich riss mich aus seiner Hand los und vergrub mein Gesicht im Kissen.
Ich konnte es nicht mehr ertragen, ihn anzusehen, geschweige denn, mich von ihm berühren zu lassen.
„Wir müssen noch über einiges andere sprechen. Komm, kleine Blume, wir gehen auf die Jagd. Du brauchst etwas zu trinken, genau wie ich und wir waren schon zu lange nicht mehr gemeinsam jagen.“, sagte er dann und stand auf.
Ich blickte auf und sah, dass er mir noch ein Glas Blut hinhielt.
„Trink das und dann mach dich fertig. Dann gehen wir los und unterwegs reden wir weiter. Gestern Nacht habe ich zwei Betrunkene aus dem Club geholt, doch solange es geht, sollte es dort nicht zu viele Todesfälle geben. Am Besten gar keine, die irgendwie bekannt werden.“
„Und was ist mit den Anderen? Du hast ihnen doch verboten, jagen zu gehen.“, fragte ich, doch er lächelte nur.
„Sie wissen schon, was sie machen sollen. Das bezog sich nur auf letzte Nacht. Du bist schon zwei Jahre bei uns, aber alle Regeln kennst du immer noch nicht.“, sagte er tadelnd, bevor er mir seine Hand reichte, um mir auf zu helfen.
Ich ergriff sie dankbar, doch weil ich immer noch etwas schwach war, sackte ich leicht weg.
Er fing mich auf und wieder lag ich in seinen Armen.
Ihn so nah an mir zu spüren, weckte die Erinnerungen an die vorletzte Nacht nur zu deutlich und leider auch an die Worte am Ende…
„Warum fällt es mir nur so schwer…“, sagte Vishous, während er sich von mir entfernte.
Ich wusste, was er meinte und betrachtete ihn genau.
Das Verlangen stand in seinen Augen und die Erinnerungen machten ihm zu schaffen.
Auch mir fiel es schwer, nicht einfach wieder zu ihm zu gehen und ihm zumindest einen kurzen Kuss zu geben, doch ich wusste, dass es das für uns Beide nicht einfacher machen würde und deshalb lächelte ich ihn nur an und machte mich dann auf wackeligen Beinen zurück in mein Zimmer.
Langsam wurde ich sicherer und meine Kraft kam zurück. Stattdessen stieg in mir die Gier nach Blut auf und ich freute mich schon auf die Jagd, vor allem, weil ich mit ihm auf Jagd gehen würde.
Das letzte Mal war er mit mir zusammen Jagen gewesen, als er mir die Grundkenntnisse beigebracht hatte. Seitdem hatte er sich uns nur das eine Mal angeschlossen, als wir fast am Verhungern waren.
In meinem Zimmer angekommen, zog ich mir frische Sachen an und lief sofort wieder nach draußen, wo mir meine kleine Lehti über den Weg lief, die mich sofort wieder drückte.
„Du jagst mir im Moment einen Schrecken nach dem Anderen ein! Lass das, Helia!“, sagte sie leise.
„Tut mir Leid, Lehti. Ich gelobe Besserung. Wie geht es Corondal? Hast du schon mit ihm gesprochen?“, fragte ich Lehti, doch sie schüttelte den Kopf.
„Frag am besten Rham, der war den ganzen Tag bei ihm.
Engol dreht im Moment durch. Er kennt es nicht, dass sein Herr nicht mit ihm nach draußen geht.“
Ich nickte und verabschiedete mich von Lehti, nicht ohne ihr zu versprechen, dass wir später noch zusammen CDs durchstöberten, die wir immer noch nicht alle durch hatten.
Vishous wartete schon auf mich.
„Können wir schnell bei Corondal vorbeischauen?“, fragte ich ihn und in mir machte sich wieder ein schlechtes Gewissen breit.
Wegen mir war er gestern verletzt worden und das würde ich mir selber so schnell nicht verzeihen.
„Natürlich, kleine Blume, das wollte ich sowieso.“, meinte er und gemeinsam gingen wir zu Corondals Zimmer.
Wir klopften und Rham öffnete uns die Tür.
„Hallo, ihr Beiden. Gut, dass ihr hier seid, sonst würde ich gleich durchdrehen. Helia, kannst du bitte Engol nach draußen bringen? Der macht einen Lärm, das ist nicht mehr normal.“, meinte er sofort genervt zu mir und ich nickte.
Ich sah und hörte den Vogel, der immer wieder laut Krächzte und seine Runden im Zimmer drehte.
„Engol. Komm. Jagen.“, sagte ich und schon flog der Rabe auf mich zu.
Er setzte sich vor mich und ich bot ihm meinen Arm an, auf den er sofort sprang.
„Diese Katastrophe von einer Vampirin soll meinen Engol mit raus nehmen?“, hörte ich Corondal sagen, doch Rham winkte ab.
„Stört euch nicht an ihm. Er ist etwas grantig, weil sein Arm weh tut. Aber soweit geht es ihm besser als gestern. Bringt ihm was von der Jagd mit, das wird ihn aufmuntern.“, meinte Rham und wir nickten.
„Klar, machen wir. Hund oder Katze?“, fragte Vishous, doch Corondal antwortete: „Blume und zwar gut durch! Dann kann sie wenigstens nichts mehr anstellen…“
„Sei schon still. Hund.“, meinte Rham. „Für mich bitte auch einen, wenn das geht.“
„Kein Problem.“, sagte ich und so verabschiedeten wir uns von Rham und gingen nach draußen in die kalte Winternacht.
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Beitrag  Eternety Sa Jun 20, 2009 1:43 am

Draußen vor dem Club wurden wir schon herzlich von einigen Schatten empfangen, die wir aber schnell hinter uns ließen.
Vampire können sehr schnell laufen, so das die Menschen uns nicht folgen konnten.
Wir schlenderten durch ein ruhigeres Stadtviertel und versuchten hier unser Glück. Ich hielt nach Streunern Ausschau, doch Vishous winkte ab, als ich welche fand.
„Die nehmen wir später mit. Die Jäger wissen jetzt, wer wir sind und wo wir leben. Suchen wir uns was richtiges. Wir brauchen Kraft, wenn wir kämpfen wollen und das werden wir müssen.“, erklärte er mir und ich nickte.
„Engol? Such uns jemanden!“, sagte ich dem Raben, der die ganze Zeit auf meiner Schulter gesessen hatte.
Er war es von Corondal gewohnt, in Vampirgeschwindigkeit getragen zu werden und so hatte er keine Probleme gemacht.
Sofort flog er los, während Vishous und ich uns weiter unterhielten.
Sein Gesicht war ernst, als er sagte: „Helia, du musst etwas auf Lehti acht geben. Sie ist die Schwächste im Clan und ich habe Angst, dass ihr etwas geschieht.“
„Das werde ich so oder so…“, antwortete ich und sah mich um.
„Ich weiß, kleine Blume. Sie ist dir wichtig, deshalb möchte ich auch, dass du sie schützt. Du bist stark. Vielleicht sogar stärker, als du es selber weißt. Und Lehti ist schwach… wenn die Jäger sie bekommen, ist sie Staub.“
„Ich weiß und das würde ich nicht ertragen. Sie ist wie eine kleine Schwester für mich.“, antwortete ich ihm und schaute in den Himmel
Engol kam gerade zurück und schwebte erst über einem Punkt, bevor er wieder auf meinem Arm landete und dann auf meine Schulter sprang.
Ich sah dorthin und deutete dann auf einen Mann, der alleine durch die Straßen streifte.
„Schau mal, da vorne. Wäre der nicht was für uns?“, meinte ich und spannte meine Muskeln an, um zuzuschlagen.
„Fang du ihn. Ich will etwas schauen.“, sagte er und so zuckte ich mit den Schultern und schlug los.
So schnell ich konnte, rang ich den Passanten nieder und innerhalb weniger Sekunden war der Tisch für uns Beide gedeckt.
Vishous nickte, als er sich das Handgelenk des Mannes nahm und begann, sein Blut zu trinken.
Als wir fertig waren, entsorgten wir die Leiche und fingen noch zwei Passanten, die wir Corondal und Rham mitbringen wollten.
Engol flog jetzt über uns, denn schon so fiel es mir schwer, dass Gewicht der Frau zu tragen, die ich auf der Schulter hatte.
Ich bin zwar stark, aber nicht so stark wie ein männlicher Vampir, weshalb Vishous mir auch die leichtere Frau überlassen hatte.
Lange Zeit schwiegen wir, bis er sagte: „Du bist wirklich gut geworden.“
Ich schaute ihn erstaunt an, doch er sah nur nach vorne.
„Danke…“, meinte ich und ging weiter.
„Nichts zu danken, das ist so. Ich erinner mich noch an das erste Mal. Du bist geschickt geworden, kleine Blume. Wenn Corondal wieder gesund ist, soll er dir Kämpfen beibringen.“
Ich blieb stehen und schaute ihn verwundert an.
Sonst hatte er nie davon gesprochen, dass ich kämpfen lernen, sondern eher davon, dass ich mich zurückhalten sollte.
„Schau nicht so erstaunt, kleine Blume. Du bist gut und wendig geworden und im Notfall musst du dich verteidigen können. Corondal ist ein guter Lehrmeister, auch wenn er wahrscheinlich glücklicher wäre, wenn ich dich einsperren würde.“
„Er hat das wörtlich gemeint, oder?“, fragte ich Vishous und er nickte.
„Ja, hat er, aber nimm es ihm nicht übel. Eine Silbervergiftung ist sehr schmerzhaft. Daran wird er noch einige Tage zu Kämpfen haben und bis er dich trainieren kann, werde ich das übernehmen. Rham muss sich um den Club kümmern. Roselia und Flora trainieren alleine und das schon seit Jahren und du und Lehti seid die Einzigen, die völlig unvorbereitet sind.“

Bald erreichten wir den Club und rannten so schnell wir konnten zum Hintereingang, den wir auch so schnell es ging wieder verschlossen.
Engol hatte sich die letzten Meter auf die bewusstlose Frau auf meiner Schulter gesetzt, damit er auch mit in unser Zuhause kommen konnte.

Als wir sicher im Eingangsbereich standen, setzte sich der Vogel sofort auf einen der Stühle, während ich die Frau von meiner Schulter auf den Boden legte und mich neben Engol fallen ließ.
„Die ist schwer… Wir hätten jemand leichteren nehmen sollen…“, sagte ich zu Vishous, der mich nur angrinste.
„An deiner Kraft müssen wir aber arbeiten. So schwer ist sie gar nicht. Komm, steh auf, die Beiden haben Hunger.“, meinte er und scheuchte mich sofort wieder auf.
„Ja ja…“, sagte ich und warf mir die bewusstlose Frau wieder auf die Schulter.
Als ich das tat, begann sie, sich zu bewegen, was mir erst gar nicht gefiel, doch ich merkte, dass sie nur sehr langsam wach wurde und so war es kein Problem, sie zu Rham und Corondal zu bringen, die bereits hungrig auf uns warteten.
„So, hier habt ihr euer Abendessen.“, sagte Vishous, als er in den Raum ging.
„Danke, ihr Zwei.“, meinte Rham und schaute verwundert zu Vishous. „Keine Hunde? Hat sich was an den Regeln geändert?“
Vishous nickte und übergab Rham den Mann, der ihn zu Corondal ans Bett brachte.
Ich folgte unserem Meister mit der Frau und erntete sofort einen strengen Blick von unserem Kranken.
„Wo ist Engol?“, fragte er ohne umschweife und ich legte erstmal die Frau ab.
„Keine Sorge, dem geht es gut. Er sitzt unten auf einer Stuhllehne und wartet nur darauf, zu dir zurück zu können.“, antwortete ich.
„Alles Andere hättest du auch nicht überlebt.“, sagte Corondal und rief nach seinem Raben, der sofort angeflattert kam und sich auf das Bett seines Herren setzte.
Er begann, Corondals Hände abzusuchen, doch das Futter stand auf dem Tisch am anderen Ende des Zimmers.
Ich konzentrierte mich und schon flog mir das Futter entgegen. Mit dem Futter in der Hand ging ich zu Corondal und Engol und kniete mich neben den Vogel, der mir sofort dankbar das Futter aus der Hand pickte.
„Dann wären ja jetzt alle versorgt. Lasst noch Blut für Lehti übrig.“, meinte Vishous und wandte sich zum gehen, als ich ihn aufhielt.
„Vishous, ich würde gerne noch etwas mit dir besprechen.“, sagte ich und sah ihn an.
Er nickte und bedeutete mir, ihm zu folgen.
„Vishous? Hast du über meinen Vorschlag nachgedacht?“, fragte Corondal, als wir gerade den Raum verlassen wollten.
„Ja, habe ich, Corondal, aber ich wäre doch eher dafür, dass du sie und Lehti trainierst, statt Helia an eine Kette zu legen. Sie ist gut und wird uns im Kampf bestimmt helfen.“
„Wenn es sein muss…“
„Aber nicht vor nächster Woche!“, schaltete sich nur Rham resolut ein. „Er brauch erstmal ein paar Tage Ruhe. Und keine Widerrede, Corondal! Du hast immer noch Silber in der Wunde und das wird heißen, dass es lange dauert, bis sie verheilt ist. Ich habe schon mehr als eine Silberwunde behandelt.“, erklärte er und schaute dann auf mich, bevor er wieder zu unserem Meister schaute.
„Ich denke, wir müssen uns auf etwas gefasst machen. Sie kämpfen mit harten Bandagen. Das habe ich so noch nicht erlebt.“
„Das denke ich auch, Rham. Ich werde mit Helia schon vorher trainieren und auch Lehti dazu nehmen, allerdings bin ich mit dem Schwert nicht mehr so gewandt, dass ich es ihr beibringen könnte. Ich werde selber üben müssen. Der letzte Krieg ist über 200 Jahre her.“, erklärte er verlegen.
„Wir brauchen erstmal wieder ordentliche Waffen und vor allem weitere Vampire, die sich an diesem Kampf beteiligen.“, meinte Corondal und man merkte ihm sofort an, dass der erfahrene Kämpfer aus ihm sprach.
„Darum werde ich mich kümmern, mach dir keine Sorgen. Ich stehe schon mit anderen Clans und mit einigen Freunden in Verbindung, die uns helfen werden. Auch ihr Jagdgebiet ist von den Jägern bedroht.
Wir gehen jetzt. Wenn etwas ist, ich bin in meinem Büro.“, sagte Vishous und griff nach meiner Hand, um mich aus dem Raum zu ziehen.
Ich hatte das ganze Gespräch nur fasziniert verfolgt und nichts dazu gesagt, doch mir war klar, dass das nicht einfach werden würde.

Vishous ließ meine Hand erst los, als wir in seinem Büro waren.
Dort erst schien er zu bemerken, dass er sie ergriffen hatte und schaute mich fast entschuldigend an.
Ich lächelte und erwiderte seinen Blick.
„Also, kleine Blume, es wird Zeit, dass du lernst, wie man kämpft.“, sagte er und durchbrach damit die Stille. „Du kannst jagen, aber ein Krieg ist etwas anderes. Du musst dich verteidigen können, aber auch angreifen oder töten.
Sie sind Menschen, aber sie werden in der Überzahl sein, egal wie viele wir stellen. Wir sind einfach zu wenige, um eine Armee aufzustellen und die anderen Nachtgeschöpfe werden sich heraushalten, denn die Meisten haben auch Angst, dass sie die Nächsten sind.
Die Jäger werden Waffen tragen und dich mit Feuer und Silber beschießen.“
Bei jedem Wort kam er näher auf mich zu und mir fiel auf, dass er sich anders bewegte als sonst.
Seine Bewegungen waren gespannter und gefährlicher, sein Blick wilder und angsteinflößender, als ich es von ihm kannte.
Plötzlich schlug er zu und ich war kaum in der Lage, seinem Schlag auszuweichen, geschweige denn zu verhindern, dass er meine Hände über meinen Kopf gepinnt hatte und mich so fast Regungslos an der Wand festhielt.
„Sei bereit, wenn jemand dich angreift. Ich weiß, das war gerade unfair, aber so wird es im Kampf sein. Da nimmt niemand Rücksicht darauf, ob du bereit bist oder nicht.“, erklärte er mir, ohne los zu lassen.
Er stand ganz nah an mir und bei jedem seiner Worte strich sein Atem über mein Gesicht.
Ich brauchte Kraft, mich zu fangen, doch als ich das endlich geschafft hatte, sagte ich:
„Ich könnte mich befreien, aber ich will dir nicht weh tun…“
Er nickte und schien zu Ahnen, worauf ich hinaus wollte.
„Gut… Aber in Zukunft ist das egal, verstanden? Wunden heilen schnell, aber wenn sie dich haben, ist das dein Ende.“, sagte er leise und ließ meine Arme etwas lockerer, so dass ich sie ihm entziehen könnte, doch stattdessen blieb ich einfach so an der Wand stehen.
Ich sah ihm in die Augen. Er focht einen wilden Kampf mit sich selber, dass sah ich sofort.
Er wollte, doch er wusste, dass er nicht durfte.
Nach einigen Sekundenbruchteilen, ließ er meine Hände ganz gehen und ich senkte sie langsam.
Während ich das tat, ging er einige Schritte zurück und sah mich dabei aus kalten Augen an.
„Los, Helia, es wird Zeit, dass du lernst, wie Vampire einen Krieg gewinnen!“, sagte er und bevor ich überhaupt realisierte, was das bedeutete, kassierte ich einen weiteren Schlag, der mich heftig zurückwarf und mich wieder an die Wand knallen ließ.
Dort blieb ich in einer Schrecksekunde stehen, doch als er über mir war, um mich wieder festzuhalten, wehrte ich mich so gut ich das konnte und schaffte es sogar, ihn etwas zurück zu drängen, doch schon wieder packte er mich und pinnte meine Hände über meinen Kopf.
„Du bist tot, kleine Blume…“, sagte er leise und ich lächelte.
„Das bin ich doch schon seit zwei Jahren.“, antwortete ich und versuchte wieder, mich zu befreien, was mir allerdings nicht gelang.
„Versuch es, du schaffst es nicht. Ich werde dir aber beibringen, wie du es schaffen kannst.“, meinte er.
Sein Körper war ganz nah an meinem, um mich richtig halten zu können und mir jede Bewegung mit den Beinen zu erschweren.
Ich nahm seinen Geruch wahr… er trug wohl ein Parfüm, doch den Geruch des Vampires konnte er darunter nicht verstecken.
Er roch nach Blut, Nacht und tot.
Ich schloss die Augen und erwartete eigentlich, dass er mich losließ, doch er tat es nicht.
Stattdessen blieb er regungslos stehen.
Ich öffnete meine Augen wieder und sah, dass er mir ganz nah war und das es ihm schwer fiel, nicht zu tun, was er wollte.
Zentimeter trennten uns voneinander, doch statt das zu tun, was richtig gewesen wäre und meinen Kopf zur Seite zu drehen, sah ich ihm tief in die Augen und überwand den letzten Abstand zwischen uns.
Scheu hauchte ich ihm einen Kuss auf die Lippen, den er sofort erwiderte.
Seine Hände ließen meine Frei und schlagen sich um meine Hüften, während ich meine um seinen Hals legte.
Meine Hände wanderten sofort in seine Haare und krallten sich leicht darin fest.
Der Kuss dauerte nicht lange, denn plötzlich klopfte es an der Tür.
Vishous schreckte von mir und sah mich gehetzt an, bevor er seine Haare richtete und den Besucher hereinbat.
Ich stand immer noch völlig perplex an der Wand und verstand gar nicht, wie mir geschah, als Lehti reinkam, die mich leicht beleidigt ansah.
Ich hatte ihr versprochen, dass wir Musik hören wollte und die Nacht war fast rum
„Vishous? Bekomm ich meine Helia wieder?“, fragte sie ihn und er nickte.
„Natürlich. Ich wollte ihr nur etwas zeigen. Ab Morgen wirst du auch mit trainieren. Helia? Erklär Lehti bitte alles.“, sagte er mit seiner normalen, eiskalten Stimme und ich nickte nur, bevor ich sein Zimmer verließ.
Dieses ewig hin und her machte mich wahnsinnig, genau wie seine ständige Nähe.
Einerseits ging er mit mir alleine auf die Jagd, andererseits wollte er mich nicht in seiner Nähe haben.
Ich vergrub meine Verwirrung und meinen Ärger, bevor Lehti etwas mitbekam, und lief mit ihr zusammen in mein Zimmer, wo wir den Rest der Nacht Musik hörten und uns über das Training unterhielten.
Sie schaute mich immer wieder so komisch an, doch ich ignorierte es.
Ich hatte genug, über das ich nachdenken musste und da brauchte ich nicht auch noch eine kleine Vampirin, die mich ausquetschte.
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