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Kapitel 17

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Beitrag  Eternety Sa Jun 20, 2009 1:51 am

Kapitel 17

Ich wachte am nächsten Abend unter einer schwarzen Decke auf.
Zwei Arme hielten mich umschlungen, in die ich mich lächelnd wieder kuschelte.
Endlich war geklärt, was wir klären mussten und bald würde hoffentlich auch das Versteckspiel ein Ende finden.
Durch meine Bewegung wurde Vishous wach, der mich sofort anlächelte.
„Guten Abend, kleine Blume. Gut geschlafen?“, fragte er mich und ich nickte.
„Wie eine Tote und du?“
„Ich auch. Stehen wir auf. Es ist schon spät und die Anderen werden sich schon wundern, wo wir bleiben.“, meinte er und ich nickte.
Schnell hatten wir uns angezogen und gingen dann gemeinsam nach unten.
Vishous hatte sich so angezogen, dass er gleich wieder als Marc durch seinen Club laufen konnte, um dort nach dem Rechten zu sehen, während ich in mein Zimmer gehuscht war, um Trainingssachen zu holen.
Ich hatte mich gerade angezogen, als Lehti schon in voller Ausgehmontur vor mir stand.
„Heute trainieren wir nicht, Helia. Heute gehen wir runter und tanzen ein bisschen. Du hattest in den letzten Wochen so wenig Spaß, es wird mal wieder Zeit.“, sagte sie und schon war sie an meinem Schrank. „Außerdem würde dir ein bisschen flirten nicht schaden. Du schaust zu viel auf das, was du nicht haben kannst, Helia.“
Ich schaute Lehti ungläubig an. Wie kam sie darauf?
Hatte ich mich so auffällig verhalten?
Doch sie ging gar nicht weiter darauf ein und gab mir stattdessen Sachen, die ich anziehen sollte.
Das schwarze Top war innerhalb von Minuten gegen eine Coursage ausgetauscht und die Hose durch einen Rock. Mein Make-up war schnell fertig und so liefen wir zusammen nach unten.
Unterwegs begegneten uns Rham und Corondal, die ebenfalls in den Club wollten. Rham um sich um die Sicherheit der Menschen zu kümmern, Corondal wegen unserer Sicherheit. Vor einigen Tage schon hatten wir beschlossen, dass es das Risiko wert war, ihn nach unten zu schicken, damit er Jäger aus dem Club vertrieb.
Engol saß protestierend auf Corondals Schulter, weil er nicht mit durfte, denn schließlich war ein Rabe in einem Club doch sehr auffällig und die laute Musik war sowieso nichts für den Vogel.
„Wo wollt ihr zwei denn hin?“, fragte Rham und wir lächelten ihn an.
„Tanzen.“, meinte Lehti.
„Ihr solltet lieber trainieren, statt zu tanzen.“, meinte Corondal, doch wir hörten nicht auf ihn.
Engol krächzte ein weiteres Mal und flog dann zu mir.
Ich verzog leicht mein Gesicht, als er sich auf meine Schulter setze und ich wieder seine Krallen in meiner nackten Haut spüren konnte, doch der Schmerz ließ schnell nach.
Sachte strich ich ihm über das Gefieder, bevor er krächzte und sich auf eine der Stuhllehnen setzte.
„Etwas Spaß müssen die beiden Mädels doch auch mal haben, Corondal. So, los jetzt. Ich muss an die Tür.“, sagte Rham und wir liefen zusammen durch eine Hintertür, die direkt hinter einem Vorhang heraus kam.
Von dort schallte uns auch schon Musik entgegen und Lehti und ich gingen so schnell es unauffällig ging, auf die Tanzfläche.

Der Tag flieht eilig aus der Stadt,
sie trinkt sich an den Schatten satt
Und gibt ihr wahres Antlitz preis,
die Pfützen schimmern schon wie Eis

Wir mussten vorsichtig sein, denn Vampire bewegen sich anders, als es Menschen gewohnt sind.
Weicher, eleganter und gleichzeitig gefährlicher.
Unsere Haut scheint im richtigen Licht weiß und strahlend und im falschen sehen wir aus wie tot, doch wir wussten, dass wir hier keine Angst haben mussten.
Vishous hatte penibel darauf geachtet, welche Lichter eingebaut worden waren und so konnten wir tanzen, ohne entdeckt zu werden.
Allerdings hatte ich ihn schnell entdeckt. Er stand relativ versteckt in einer Ecke und sah uns beim Tanzen zu.
Ich weiß nicht, wen von uns er dabei mehr beobachtete. Lehti mit ihren weichen Bewegungen oder mich.

Am Himmel glänzt ein Silberstreif,
der Abend wandelt Tau zu Reif
Die Bleichheit die von unsren Wangen schneit,
macht uns wie Engel schön
Sie sollten auf die Knie gehen und beten,
dass der Mond verhangen bleibt


Ich genoss es, mich einfach mal wieder zu amüsieren, mich im Rhythmus der Musik zu bewegen und zu vergessen, dass wir alle in Lebensgefahr schwebten.
Ich erlaubte mir sogar, mit einem der Menschen zu tanzen, die sich immer wieder an mich und Lehti drängten.
Wir mussten für sie zu verlockend sein, doch einen wirklichen Blick hatte ich für keinen von ihnen.
Der Ruhte nur auf Vishous, der meinen Blick aus der Ferne erwiderte.
Am liebsten hätte ich ihn auf die Tanzfläche geholt, doch das würde er nicht zulassen, das wusste ich.
Es war zu gefährlich, denn jemand könnte die richtigen Schlüsse ziehen und ich wusste, das Lehti kurz davor war.

Wir sind wie Eisblumen, wir blühen in der Nacht
Wir sind wie Eisblumen, viel zu schön für den Tag
Wir sind wie Eisblumen, kalt und schwarz ist unsre Macht
Eisblumen blühen in der Nacht


Die Worte hallten durch den großen Raum und wir wussten, dass sie auf uns zutrafen.
Wir waren wirklich wie Eisblumen.
Wunderschön, kalt und nur in der Nacht zu sehen. Wir konnten wie eine erblühen und genauso schnell wieder vergehen.

Lehti ergriff irgendwann meine Hand und wir tanzten gemeinsam zu den nächsten Liedern, bis uns der Hunger aus den Menschenmassen trieb.
Es fiel uns schwer, zwischen den ganzen Menschen zu stehen und ihren Puls zu spüren und ihr Blut rauschen zu hören, ohne einen von ihnen zu fangen.
Wir verließen also die Tanzfläche nach wenigen Liedern und Vishous deutete uns, ihm zu folgen.
Gemeinsam gingen wir ein Stockwerk höher.
Dort war ich seit über zwei Jahren nicht mehr gewesen. Es war der kleine Privatraum, in dem mich Vishous verwandelt hatte.
Dort lagen zwei bewusstlose Frauen, die wohl für uns gedacht waren.
„Wir brechen hier bald unsere Zelte ab, also macht es nichts, wenn wir uns bedienen.“, meinte Vishous und deutete auf die Frauen.
Ich sah Vishous fragend an, doch Lehti schien gleich zu wissen, worum es ging. Deshalb zuckte sie mit den Schultern, stürzte sich auf die Frau und saugte sie innerhalb kurzer Zeit aus.
„Was heißt das? Gehen wir?“, fragte ich und Vishous nickte.
„Ja. Wenn der Kampf vorbei ist. Du kannst dich entscheiden, hier zu bleiben oder mit uns zu ziehen. Wenn alles vorbei ist, werden die Menschen hellhörig und das können wir uns nicht leisten.“
„Aber warum sind wir dann nicht gleich gegangen?“, fragte ich und setze mich neben mein Abendessen.
Er sah mich ernst an und setzte sich ebenfalls.
Lehti hingegen schien das alles klar zu sein.
„Ganz einfach, Helia. Sie wären uns gefolgt und dauernd was neues aufbauen ist lästig.“, erklärte sie mir, bevor sie sich noch einmal über die Lippen leckte, um das letzte bisschen Blut von ihnen zu genießen.
„Da hat Lehti recht und außerdem leben nicht nur wir hier. Wir unterstützen die anderen Vampire, die hier schon viele Jahre ruhig leben. Wir sind ein Clan. Wir fallen auf, weil wir viele Menschen brauchen. Deshalb müssen wir ab und zu den Standort wechseln. Hier sind wir schon zu lange… Der Club läuft gut, deshalb sind wir geblieben, doch ich werde ihn bald verkaufen. Es fällt auf, dass ich ihn schon seit fast vierzig Jahren führe. Die Jüngeren kennen mich nicht, aber die Älteren. Es gab mal ein Gerücht von Besitzerwechsel, doch das geht auch nicht öfter gut.“
Ich nickte und schaute auf die Frau.
Mein Magen knurrte, doch Hunger hatte ich trotzdem nicht wirklich.
„Ich geh wieder tanzen. Kommst du mit, Helia?“, fragte mich Lehti, doch ich winkte ab.
„Nein, ich will erst aufessen und etwas frische Luft schnappen…“, sagte ich, denn ich musste über etwas nachdenken.
„Mach das, aber komm dann wieder nach unten.“, meinte meine Kleine und lief die Treppe hinunter.
Ich hingegen bis in die Kehle der Frau und trank widerwillig etwas Blut, bevor ich sie auf einen Stuhl legte und ihre Wunde abdeckte.
Ich hatte so wenig getrunken, dass sie ohne Schaden daraus gehen konnte und die Wunde würde sie sich irgendwie erklären.
Vishous saß neben mir und beobachtete mich dabei.
„Hast du keinen Hunger?“, fragte er mich sanft und ich schüttelte den Kopf.
„Nicht wirklich… Ich brauch frische Luft.“, sagte ich und stand auf.
Er folgte mir und deutete auf eine Tür, die nach draußen zu führen schien.
„Komm, dort ist ein Balkon. Dann musst du nicht in die gefährlichen Straßen.“, sagte er und nahm meine Hand.
Kaum waren wir draußen, sah ich schon, dass der Vollmond hell vom Himmel strahlte. Die Sterne verblassten unter seinem hellen Schein und ich konnte sehen, dass aus dem Wasser auf dem Geländer Eis geworden war.
Kleine Eisblumen blühten dort überall, doch ich wusste, am nächsten Morgen würden sie alle wieder zu Wasser werden…
Das böse Tageslicht würde es nicht zulassen, dass sie den Tag überstanden, genau wie das bei uns der Fall war.
Es machte mich manchmal traurig, die Sonne nicht mehr auf meiner Haut spüren zu dürfen, doch Vishous hatte mich beruhigt, dass das in einigen Jahren wieder gehen würde, wenn auch nicht lange.

Der Morgen wandelt Reif zu Tau,
der Tag macht alles grell und rau
Wir kleiden uns in Traurigkeit,
doch geht der Tag kommt unsre Zeit


Ich stand im Mondlicht und schaute auf Vishous.
Jede freie Stelle an seinem Körper schien zu Leuchten, etwas, das mir schon öfter aufgefallen war, doch immer wieder faszinierte es mich, ihn so zu sehen.
Es wirkte unnatürlich und doch so wunderschön…
Jeder schein der Menschlichkeit ging dadurch verloren.
Nur die Bestien, die wir waren, blieben zurück, doch sie schien nicht böse zu sein, ganz im Gegenteil.
Sie war einfach nur schön…
Vor mir stand nicht mein Mörder und das Monster, dass Menschen einfach töten konnte, sondern ein Engel, wie es mir schien
.
Wer leuchten will der flieht das Licht,
der schaut der Nacht ins Angesicht
Die Bleichheit die von unsren Wangen schneit,
macht uns wie Engel schön
Sie werden auf die Knie gehen und beten,
dass der Mond verhangen bleibt


Ich wusste, dass meine Haut auch so scheinen musste, doch ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, allerdings wusste ich, dass wir deshalb nicht in Vollmondnächten jagten.
Taten wir es, dann nur, weil wir am Verhungern waren, denn wir würden auffallen.
Eine Frau mit einer Haut die leuchtet, als wäre sie nicht von dieser Welt?
Kein Mensch fällt darauf herein.
Manchmal erklären es sich die Menschen mit Engeln, doch uns fehlen dir Flügel.
Sie verstehen es nicht und Lehti hatte mir erzählt, dass sie schon öfter gehört hatte, dass sich die Menschen die Flügel später dazu gedichtet hatten.
Aus den Monstern wurden Engel, aus den Mördern Heilige.

Wir sind wie Eisblumen, wir blühen in der Nacht
Wir sind wie Eisblumen, viel zu schön für den Tag
Wir sind wie Eisblumen, kalt und schwarz ist unsre Macht
Eisblumen blühen in der Nacht.


Ich schaute zu Vishous, der meinen Blick wieder erwiderte, genau wie im Club unten.
Er reichte mir seine Hand.
„Tanzen wir, kleine Blume? Unten dürfen wir es nicht, aber hier wird uns niemand sehen.“, sagte er leise und ich ergriff sie sofort.
Er begann, mich im leisen Takt der Musik zu führen, die von unten zu uns herauf hallte und die wir hören konnten, als würde sie neben uns gespielt.
„Du bist wunderschön, kleine Blume… Du leuchtest, als wäre deine Haut aus Eis.“, flüsterte er mir ins Ohr, bevor er mich drehte und wieder auffing.
Ich stand ganz nah an ihm und lehnte meinen Kopf an seine Schulter.
„Eis zerbricht oder es schmilzt.“, flüsterte ich ihm zu, doch er lächelte nur.
„Nein, du nicht, kleine Eisblume… Du nicht.“, antwortete er und drehte mich ein weiteres Mal.
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Beitrag  Eternety Sa Jun 20, 2009 1:52 am

Wir sind wie Eisblumen, wir blühen in der Nacht
Wir sind wie Eisblumen, viel zu schön

Wir sind wie Eisblumen, wir blühen in der Nacht
Wir sind wie Eisblumen, viel zu schön für den Tag
Wir sind wie Eisblumen, kalt und schwarz ist unsre Macht
Eisblumen blühen viel zu schön für den Tag


Der letzte Takt des Liedes verklang und wir lösten uns voneinander.
Ich stellte mich an das Geländer und was ich sah und roch, beunruhigte mich sehr.
Unten, vor dem Hintereingang, entdeckte ich mehrere Menschen, die dort etwas zu suchen schienen.
Ihr Geruch drang ganz schwach zu mir nach oben, doch ich wusste sofort, dass ich ihn kannte.
Es roch nach Magie und nur wenig nach Mensch.
Ich winkte Vishous zu mir und deutete nach unten, immer darauf bedacht, so ruhig wie möglich zu sein.
„Sie sind hier…“, flüsterte er mir zu. „Ich fürchte, es ist bald soweit. Der Kampf wird nicht mehr lange auf sich warten lassen… Hol die Anderen. Wir müssen vorbereitet sein, falls sie angreifen.“
Ich nickte und wollte zur Tür gehen, als er nach meiner Hand griff und mich kurz küsste.
„Wer weiß, wann wir das nächste Mal alleine sind, kleine Blume…“, sagte er, bevor er mich gehen ließ.
Der Gedanke gefiel mir nicht, aber erst gab es wichtigeres als ihn.
Schnell hatte ich alle zusammengetrommelt und wir setzten uns gemeinsam in das kleine Separé.
„Warum heute Nacht?“, murrte Lehti und spannte ihren Bogen.
„Wir wollten uns amüsieren…“
„Wir holen das nach, Kleine.“, meinte ich nur und stupste sie an, was ihr ein Lächeln auf die Lippen zauberte.
„Denkt mal bitte an den Ernst der Lage!“, fauchte Roselia und reichte mir mein Schwert, dass sie von unten mit nach Oben gebracht hatte.
„Das tun wir doch alle, Rose…“, antwortete ihr Flora und ergriff ihre Armbrust. „Wie viele sind es?“
„Ich habe fünf oder sechs gezählt. Sie könnten uns unterschätzen und mit so wenigen angreifen, aber das glaube ich nicht.“, erklärte Vishous und begann, auf und ab zu gehen.
„Was wird aus den Menschen?“, fragte ich, als ich an die vielen Menschen dachte, die unten im Club waren und sich amüsierten.
„Der Laden läuft auch ohne Rham und mich, Helia. Wir werden sie weglocken. Draußen vor der Stadt gibt es große, leere Felder. Dort können wir kämpfen. Dahinter sind Hügel, auf denen ihr stehen werdet, Flora und Lehti. Erschießt so viele ihr könnt. Es reicht auch, wenn sie nur nicht mehr kämpfen können, aber setzt sie außer gefecht. Helia, Roselia, Corondal und Rham, ihr kämpft mit mir vorne. Es werden weitere Vampire mit uns kämpfen, die entsprechend zu uns oder den Schützen gehen werden. Einige haben schon von Schusswaffen gesprochen, die sie mitbringen werden.“, sagte Vishous und schaute auf uns.
„Warum haben wir keine Schusswaffen?“, fragte ich und Corondal sah mich aus kalten Augen an.
„Weil unsere Gegner keine Benutzen werden. Kugeln sind wirkungslos gegen uns.“
„Außerdem kann keiner von uns mit einer Waffe umgehen und auf einen Schießstand können wir nicht, ohne Aufsehen zu erregen. Einige der Anderen können noch aus ihrer Menschenzeit schießen, deshalb bringen sie Pistolen und Gewehre mit. Sie werden zu euch gehen, Lehti und Flora. Weist sie ein und gebt ihnen Plätze weit vorne, damit sie freie Schussbahn haben. Die Jäger werden mit sowas wahrscheinlich nicht rechnen.“, erklärte Vishous.
Letzte Anweisungen wurden gegeben und dann standen wir auf.
Wir würden uns in wenigen Minuten wieder treffen, denn wir mussten uns vorbereiten.
Ich lief so schnell ich konnte in mein Zimmer und tauschte meine Sachen gegen welche, die mich weniger behinderten. An den Gürtel hängte ich mein Schwert und mein Messer. Die Rubine der Waffen glitzerten mir gefährlich entgegen und ich wusste, wenn es hart auf hart kommen würde, war sie tödlich.
Kaum fertig, ging ich zu unserem Treffpunkt, wo Vishous schon wartete.
„Mach deine Haare zusammen, kleine Blume.“, riet er mir „Sie könnten dir in die Augen fallen und die wirst du brauchen.“
In seiner Stimme schwang ein besorgter Unterton mit, der mir gar nicht gefiel, aber ich hatte auch keine Zeit, weiter darüber nachzudenken.
Rham kam in den Raum gerannt, hinter ihm Corondal, der sofort seinen Arm ausstreckte, auf den Engol flog.
„Sie sind schon unten. Wir konnten sie so schnell nicht aufhalten. Kommen die Anderen?“, fragte Rham und ich sah, das Vishous nickte.
„Ja, sie sind verständigt und werden draußen warten.
Wir müssen die Jäger nach draußen locken, egal wie.“
Ich sah, dass alle überlegten, doch am Ende kam mir die rettende Idee
„Löst den Feueralarm aus. Dann werden alle nach draußen rennen.“, meinte ich.
„Gute Idee, Kleines. So können wir wenigstens ein Blutbad verhindern.“, stimmte mir Rham zu und sofort wurde das auch in die Tat umgesetzt.
Schrill hallte der Alarm in unseren Ohren und wir hörten viele Menschen, die panisch davonrannten.
Der Geruch von Blut drang zu uns, denn einige schienen sich beim Laufen verletzt zu haben. Aber darauf konnten wir keine Rücksicht nehmen.
Wichtig war vor allem, dass die Menschen verschwanden und wir die Chance hatten, die Jäger weg zu locken.
Wir gingen ebenfalls nach draußen, doch dort erwartete uns erstmal niemand.
Argwöhnisch beugten wir alle die leere Straße, doch als der erste Pfeil geflogen kam, wussten wir, wo sie saßen.
Flora hatte ihre Armbrust innerhalb von Sekundenbruchteilen auf einen Schatten gerichtet und wir hörten nur das sirren der Sehne und das zu Boden fallen eines Körpers, bevor wir weiter gingen.
Anscheinend hatten sie zu wenige hier postiert, denn außer zwei weiteren Pfeilen, stellte sich uns niemand in den Weg.
Dafür sahen wir sie schon vor dem Haupteingang des Gebäudes stehen.
Der Geruch von Knoblauch schlug uns sofort entgegen und ich sah, wie auch die Anderen die Nase verzogen.
„Die stinken…“, meinte Lehti, die neben mir ging.
„Ablenkung. Vielleicht versuchen sie auch, uns mit Knoblauch zu blenden. Passt etwas auf, was sie mit ihren Händen machen und denkt daran: Erst weglocken.“, sagte Vishous.
Wir nickten alle. Jetzt kam es darauf an, dass unser Plan funktionierte.
Lehti, Flora und ich würden gleich nach Rechts laufen und hinter den Jägern stehen bleiben, während der Rest nach Links laufen und verschwinden würde.
Wir waren die Lockvögel, doch wir würden nicht alleine laufen.
Vishous hatte uns alles genau erklärt.
Überall fanden sich Vampire, die uns helfen konnten, wenn etwas passierte, was so nicht geplant war, doch es lief alles reibungslos.
So schnell wir konnten, rannten wir zu den Menschen und standen hinter ihnen.
Jeder von uns schnappte sich einen Menschen, biss ihn und warf ihn zur Seite.
Das ganze war nur dazu gedacht, die Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen.
Diese Drei würden nicht mehr Kämpfen.
Ich packte meinen etwas fest und brach ihm deshalb versehentlich das Genick.
Zeit zur Reue blieb nicht, denn natürlich bemerkten die Jäger sofort, dass wir hinter ihnen waren.
Sie kamen auf uns zu und schon flogen wieder Pfeile auf uns, denen wir aber geschickt ausweichen konnten.
Außerdem hörten wir Schüsse von weiter hinten, doch die Kugeln kamen nie bei uns an.
Sie hatten also doch nicht auf Schusswaffen verzichtet, wie Corondal gesagt hatte und ich vermutete Silberkugeln, die uns verletzen würden.
Lehti, Flora und ich, fauchten die Männer und Frauen noch einmal kurz an und rannten dann los.
Immer wieder flogen Pfeile und Kugeln in unsere Richtung, doch keiner traf uns. Wir waren zu schnell für sie.
Wenn die Menschen zielten, waren wir schon ganz woanders.
Stattdessen hörten wir immer wieder aufschreie aus ihren Reihen, wenn unsere Verbündeten von Oben auf sie schossen.
Natürlich bekamen wir auch mit, wie sie sich befehle zuriefen.
Einer kam auf die gute Idee, einige Jäger so zu schicken, dass sie uns den Weg abschnitten.
Die Idee war gut, doch sie konnten nicht wissen, dass in der Richtung, in die sie geschickt wurden, der sichere Tod in Form von Corondal, Rham, Roselia und Vishous auf sie lauerte.
Auch wir schlugen uns bald in diese Richtung durch, wo wir nur noch auf die Leichen der Männer stießen.
Schnell hatten wir sie übersprungen und rannten weiter, bis wir auf dem Zielfeld ankamen.
Hier würde sich heute Nacht entscheiden, ob wir weiter existierten oder nicht und aus irgendeinem Grund hatte ich Angst.
Angst, dass nicht alle von uns heil zurück kommen würden…
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