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Kapitel 19

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Beitrag  Eternety Sa Jun 20, 2009 1:55 am

Kapitel 19

Ich wachte wieder auf, als ich spürte, wir mir jemand in die Nase zwickte.
Leise knurrte ich, doch das Zwicken wurde stärker.
„Engol! Lass Helia schlafen!“, sagte eine Stimme laut, doch wieder wurde ich gezwickt, gefolgt von einem Krächzen und etwas weichem, dass über meine Wange strich.
„Verdammtes Vieh. Corondal, ruf ihn zurück!“, fauchte die Stimme und langsam wurde ich wieder klarer im Kopf.
„Engol!“, rief nun eine andere Stimme und das Zwicken hörte auf.
Vorsichtig versuchte ich, die Augen zu öffnen, was mir allerdings schwerer fiel, als ich es gedacht hatte.
Ich blinzelte in das Licht, dass mich sofort blendete, doch schnell gewöhnte ich mich daran.
„Ah, sie wird wach!“, sagte eine Stimme, in der ganz deutlich Freude mitschwang. „Guten Abend, Schlafmütze.“
Langsam dämmerte es mir, wer da mit mir sprach und meine Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln.
Mein ganzer Körper fühlte sich an, als wäre er aus Stein und so fiel es mir schwer, meine Muskeln zu kontrollieren.
Vor meinen Augen schien ein Schleier zu hängen, der es mir erst unmöglich machte, etwas zu sehen, doch ich blinzelte und langsam verschwand er wieder.
Stattdessen schaute mich ein freundliches Gesicht an, dass ich sofort als das von Rham identifizierte.
„Hi…“, sagte ich leise und versuchte, mich aufzurichten, was mir aber mehr schlecht als recht gelang.
„Schön, dich wieder unter uns zu haben, Kleine.“, meinte er, was mich nochmal lächeln ließ.
Ich wollte etwas sagen, doch mein Hals fühlte sich zu trocken dafür an.
„Hast du Durst? Ich habe immer etwas Blut hier, falls du aufwachst. Es ist leider Tag, deshalb gibt es kein Frisches.“, erklärte er mir, während er etwas aus einem Schrank holte.
„Kannst du dich aufsetzen?“, fragte er und ich nahm meine gesamte Kraft zusammen, um es irgendwie zu versuchen.
Zu meiner großen Überraschung, klappte das sogar und mit seiner Hilfe trank ich einige Schlucke.
Sofort spürte ich, wie meine Kraft zurück kam und auch meine Kehle fühlte sich nicht mehr an, als wäre sie mit Sandpapier ausgelegt.
Nachdem der Becher leer war, holte Rham einen weiteren, den ich auch alleine trinken konnte.
„Na, langsam wirst du wieder fit, Helia. Wir haben uns Sorgen um dich gemacht.“
„Was ist denn passiert? Ich weiß noch, das wir gewonnen haben und dann ist alles weg…“, meinte ich und versuchte, mich richtig aufzusetzen, was allerdings mit großen Schmerzen quittiert wurde.
„Bleib lieber noch halb liegen. Deine Wunde ist noch nicht verheilt. Die Kugel war aus Silber. Dein Körper ist davon vergiftet, selbst jetzt noch. Da wird eine nette Narbe bleiben.“, erklärte Rham mir.
„Narbe… Egal. Hauptsache, ich lebe…“, meinte ich und er nickte.
„Ja, das ist wirklich wichtiger. Vishous wird sich freuen, wenn ich es ihm sage. Er war sehr in Sorge. Du hättest ihn erleben sollen.
Keine Nacht ist er von deinem Bett gewichen und wenn ich es ihm nicht befohlen hätte, auch keinen Tag.
Und du hättest ihn sprechen hören sollen! Er war vor dem Rat der Ältesten wegen der Dämonen, die mitgekämpft haben.
Er hat ihnen Feuer unterm Hintern gemacht, das kann ich dir sagen.“
„Wirklich? Was hat er denn gesagt?“, wollte ich wissen, doch Rham kam nicht dazu, es mir zu erklären.
„Ich habe ihnen gesagt, dass die Dämonen, die mit uns gekämpft haben, Helden waren, die sich gegen die Konventionen alter Säcke gestellt haben und das ich in Zukunft auf die Gesetze des Ältestenrates pfeifen werde. Egal, welche Gesetze, meine kleine Blume…“, sagte Vishous, der im Türrahmen gestanden hatte und jetzt schnellen Schrittes auf mich zukam.
„Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, kleine Blume…“, meinte er leise, bevor er mich küsste.
Erst zögerte ich, denn Rham und Corondal waren mit im Raum, doch das schien Vishous egal zu sein.
Er löste sich schnell wieder von mir und schaute mich an.
Sachte strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht.
„Ach ja, die Liebe. Sie ist immer wieder schön, nicht wahr, Corondal?“, sagte Rham, doch von Corondal kam nur ein Schnauben.
„Du hast ja gar nicht alles mitbekommen, was in den letzten Tagen passiert ist. Das wird dir Lehti aber bestimmt gleich erzählen. Ich hol sie. Wenn sie hört, das Helia wach ist, wird sie ausrasten.“, meinte Rham und verließ den Raum.
Engol war bis jetzt ruhig gewesen, doch nun krächzte er und flog wieder zu mir.
„Hallo, Engol… Hast du mich eben gezwickt, mein Freund?“, fragte ich ihn und das Tier krächzte wieder und rieb dann seinen Schnabel an meiner Hand.
„Ja, das hat er die letzten Tage immer wieder gemacht. Corondal ist fast durchgedreht, weil sein Rabe nicht von deiner Seite weichen wollte.“, erklärte mir Vishous und griff nach meiner Hand.
„Warum diese Katastrophe von einer Vampirin?“, fragte Corondal Engol, doch dem war das egal.
Der schlug nur mit den Flügeln und setzte sich dann neben mich auf das weiße Laken.
„HELIA!“, rief jemand laut aus dem Flur und schon kam das kleine Blatt in das Zimmer gestürmt.
Lehti rannte auf mich zu und umarmte mich so fest sie konnte, was erst Engol zum aufflattern und mich zum aufschreien brachte.
„Entschuldige, Helia…“, sagte sie kleinlaut, doch dann umarmte sie mich wieder.
„Schon gut, Lehti.“
„Mach sowas nie wieder!“, fauchte Lehti laut und drückte mich wieder.
„Das kannst du laut sagen, du Blume du.“, kam nun Floras Stimme aus dem Türrahmen.
„Hey Flora.“, sagte ich und lächelte.
„Wird das jetzt Clantreffen in Helias Zimmer?“, fragte Roselia, die ebenfalls ins Zimmer gekommen war.
„So in der Art.“, sagte Corondal und ich bemerkte nur aus den Augenwinkeln, dass Rose einen Arm um ihn legte und er sie ebenfalls etwas an sich zog.
„Hab ich was verpasst?“, fragte ich deshalb Lehti leise, die mich noch immer umarmt hatte.
Sie löste sich und begann zu kichern.
Auch Flora schien das Ganze sehr amüsant zu finden, genau wie Rham und Vishous.
„Rose war verwundet nach dem Kampf, wie wir ja eigentlich alle. Dich hat es am Schlimmsten erwischt, aber Rose war auch heftig verwundet. Und Corondal, unser großer, schweigsamer Kämpfer, nimmt sie einfach Stumm auf den Arm und trägt sie zurück.
Er hat sich um alles gekümmert, während Rham deine und unsere Wunden versorgt hat. Seit dem sind die Beiden unzertrennlich.“, erklärte Flora und fügte ganz leise hinzu: „und ich hab meine Ruhe.“
Wir alle brachen in schallendes Gelächter aus, was Roselia und Corondal gar nicht gefiel und mir auch ziemlich weh tat, aber es musste einfach sein.
„So, jetzt aber alle raus hier. Helia brauch Ruhe. Silbervergiftungen sind kein Spaß.“, sagte Rham laut, doch Lehti schüttelte den Kopf.
„Ich will bei ihr bleiben… Biiiiitteeee.“, bat sie und schaute Rham aus großen Augen an.
Der seufzte und nickte dann.
„Na gut… Dir kann man ja so einen Wunsch nicht abschlagen, Lehti…“
Ein Strahlen zog sich über ihr Gesicht und so sprang sie auf Rham zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich neben mich setze und Engol über die Federn strich, der sie erst beäugte, es sich dann aber gefallen ließ.
„Engol!“, sagte Corondal streng, aber dem Raben war das egal.
Der schien irgendwie zu einem Haustier mutiert zu sein und kuschelte lieber mit uns, als seinem Herrn zu gehorchen.
„Zwei Wochen an deinem Bett haben ihn zahm gemacht, Helia.“, meinte Flora und setze sich ebenfalls dazu.
„Zwei ganze Wochen?“, fragte ich entsetzt und die Anderen nickten.
„Ja. Du hast gar nicht mitbekommen, was noch alles passiert ist und…“, sagte sie, bevor sie von Rham unterbrochen wurde.
„Stopp! Helia ruht sich jetzt erst aus und den einzigen Menschen, den ich hier drin sehen will, ist Lehti…“
Vishous warf ihm einen bösen Blick zu und setzte sich ebenfalls auf mein Bett.
Rham hingegen, verdrehte nur die Augen und ging grummelnd nach draußen.
„Macht doch alle was ihr wollt…“, hörte man ihn noch murren, bevor er außer Hörweite war.
„Wir sehen uns später, Helia. Ich will jagen. Ich bring dir auch was mit.“, meinte Flora und verließ, gefolgt von Corondal und Roselia, mein Zimmer.
Lehti, Vishous und ich waren endlich alleine und eigentlich hatte ich so viele Fragen, doch ich war einfach nur Müde…
„Schlaf jetzt, kleine Blume. Flora bringt die was von der Jagd mit und wenn du wieder gesunder bist, treffen wir uns vor dem Kamin.“, erklärte er und küsste mich wieder, was Engol gar nicht gefiel, weil Vishous sich neben ihm abstütze.
Ich nickte nur und schloss meine Augen.
Engol ergriff seine Chance und machte es sich auf meiner Brust bequem, während Vishous meine Hand in seiner hielt und Lehti einfach nur bei mir saß.
So schlief ich ein, begleitet vom Herzschlag des Tieres, der sich fast so anfühlte, als wäre er meiner…
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