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Kapitel 11

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Beitrag  Eternety Sa Jun 20, 2009 1:31 am

Kapitel 11

So lagen wir dort, bis das Wasser eiskalt war und selbst für uns unangenehm wurde.
Wir stiegen aus dem Wasser und ich besah mir das Chaos, dass wir angerichtet hatten.
„Und wer macht das jetzt wieder sauber?“, fragte ich leicht verzweifelt, als ich auf den klatschnassen Boden schaute.
Wirklich alles war nass. Die Fliesen, die Vorleger, sogar die Handtücher, die an einem Halter neben der Wanne hingen.
Irgendwann hatte ich oder er wohl auch die Seife auf den Boden geworfen, denn dort hatte sich eine große Pfütze aus schmieriger Flüssigkeit gebildet, die sich mit dem Wasser mischte und dabei Blasen warf.
„Ich fürchte, das müssen wir machen, Helia.“, sagte Vishous und lächelte mich schief an.
Ich erwiderte sein Lächeln und begann, mir etwas anzuziehen, bevor ich Lappen holte mit denen wir das Bad wieder trocken wischten.
Es muss ein seltsames Bild gewesen sein, wie der Meister des Vampirclans gemeinsam mit mir den Boden des Badezimmers auf Knien trocken wischte, doch der Hölle sei Dank sah uns niemand dabei.

„Nie wieder in der Badewanne…“, stöhnte ich leise, als ich mich endlich auf mein Bett fallen lassen konnte.
Fast eine Stunde hatten wir gebraucht, das Bad wieder in Ordnung zu bringen und ich war jetzt einfach nur noch fertig.
Hinter mir hörte ich ein leises lachen und Schritte, die sich meinem Bett näherten.
„Helia…“, sagte Vishous leise und setzte sich neben mich. Auch er hatte wieder trockene Sachen an, die er sich schnell aus seinem Zimmer geholt hatte, bevor wir begonnen hatten, unsere Sauerei zu entfernen.
„Ja?“, fragte ich und setzte mich auch wieder auf.
Er lächelte mich an und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, die sich mal wieder dorthin verirrt hatte.
Dann wurde er ernst.
„Kleine Blume, egal, wie schön das eben war… es darf nie wieder passieren…“, sagte er und sah mich traurig an. „Es gibt uralte Gesetze, denen auch wir uns unterwerfen müssen. Wir haben gerade eines gebrochen…“
Ich sah ihn ebenfalls traurig an. So nah war er gewesen und jetzt schien er wieder so weit von mir weg zu sein… Weiter als jemals zuvor.
„Warum? Vishous, erzähl mir doch endlich, warum!“, bat ich ihn und legte meine Hand auf seine, die neben mir auf der Bettdecke lag.
Er fuhr mit einem Finger über meinen Handrücken, bevor er mir seine Hand entzog.
„Das Gesetz gibt es aus gutem Grund. Du weißt, dass ich euch absoluten Gehorsam abverlangen kann?“, fragte er mich und ich nickte. Das hatte er mir schon in den ersten Tagen gesagt.
Egal, was mir mein Meister befielt, ich muss folgen.
Zieht er in den Krieg, muss ich für ihn kämpfen, will er Frieden, muss ich die Waffen niederlegen.
Will er, dass ich gehe, muss ich gehen.
„Gut und das bedeutet nicht nur, dass du im Kampf immer an meiner Seite zu stehen hast, sondern immer, egal, was ich von dir verlange.
Theoretisch könnte ich dir den Befehl geben, raus in die Sonne zu laufen und dort zu bleiben, bis du tot bist.
Es gab viele Clanmeister, die diese Macht ausgenutzt haben, doch nur wenige taten das so extrem, dass ihre Untergebenen den Freitot in der Sonne wählten.
Unter diesen Vampiren waren viele Frauen. Du kannst dir sicher denken, warum?“, fragte er mich und nach kurzem Überlegen nickte ich wieder.
Mir war klar, worauf er hinaus wollte.
„Deshalb gibt es dieses Gesetzt. Der Ältestenrat hat es zum Schutz der Clanmitglieder beschlossen und somit viele Clanführer zur Einsamkeit verdammt.
Ich habe nur eine Möglichkeit, eine Frau an meiner Seite zu haben: Ich kann sie zu meiner Gefährtin machen.
Das bedeutet aber, dass sie auf Ewig an meiner Seite sein muss.
Sie ist an mich gebunden und untersteht nicht nur meinem Befehl im Kampf oder in Clanangelegenheiten, sondern immer, egal wo und wie.
Kleine Blume…“, hauchte er und strich mir über die Wange.
Ich schmiegte mich sofort an seine Hand, denn ich wusste, dass das vielleicht seine letzte Berührung war.
„Dieses Gesetz gefällt mir nicht…“, sagte ich leise und trotzig, während ich ihm fest in die Augen sah.
„Du hast mich zu gar nichts gezwungen, eher andersrum…“, sagte ich und mit einem Schrecken wurde mir klar, was ich getan hatte.
„Vishous, kannst du dafür etwa Probleme bekommen?“, fragte ich ihn und leichte Panik stieg in mir auf.
Weil ich mich nicht zurückhalten konnte, würde er bestraft werden…
„Ja, aber ich bin selber schuld. Ich hätte gehen müssen. Helia, wenn es unter uns bleibt, wird es keine Konsequenzen haben.
Kein Vampir kann die Gedanken von Vampiren lesen, also müssen wir keine Angst haben. Trotzdem ist es besser, wenn wir… die Grenzen nicht mehr überschreiten.“, erklärte er mir und ich nickte, so ungern ich das tat.
„Ich werde nichts sagen…“, sagte ich und sah ihn an.
„Es tut mit leid. Verzeih mir bitte, Vishous…“
Ich zog meine Beine an meinen Körper und bettete meinen Kopf darauf.
Er aber schüttelte nur den Kopf.
„Nein, dir muss nichts leid tun, aber bitte, bring mich nicht wieder in Versuchung… Denn ich habe dir schon gesagt, in deiner Gegenwart fällt es mir schwer, mich unter Kontrolle zu halten, meine kleine Blume.“
Ich schüttelte den Kopf und wendete dann meinen Blick dem Fenster zu.
Die Sonne ging bereits auf und schickte ihre Strahlen durch das Glas.
„Wir sollten schlafen gehen.“, meinte er, doch ich griff nach seiner Hand, als er aufstehen wollte.
„Bitte, renn nicht wieder weg… Ich weiß, uns darf niemand sehen, aber bitte… bleib hier. Nur heute.“, bat ich ihn und sah ihn aus flehenden Augen an.
Egal, welche Gesetzte es gab oder welche Konsequenzen wir zu fürchten hatten, ich wollte bei ihm sein und wenn das nur für diesen einen Tag wäre, musste es mir genügen…
Er schaute mich an und zögerte kurz, bevor er nickte.
Er ließ sich neben mich auf das Bett sinken und ich kuschelte mich an ihn.
Er schlang sofort seine Arme um mich und küsste mich sanft auf die Lippen.
Der Kuss war wie zuvor scheu und nicht mehr als eine flüchtige Berührung, doch die genügte mir schon.
Sie musste mir genügen, denn ich wusste, er würde mehr nicht zulassen.
Wir hatten Grenzen überschritten und Regeln gebrochen, doch uns war beiden bewusst, das damit jetzt Schluss sein musste, sonst würden wir Beide Konsequenzen tragen müssen, die für uns nicht absehbar waren und in mir stieg bei diesem Gedanken panische Angst auf: wie würden diese Konsequenzen aussehen?
Würde ich ihn vielleicht verlieren? Würde er gehen müssen?
Hätte mein Herz noch geschlagen, es hätte sich nur bei dem Gedanken daran zusammengezogen und ich meinte, den Schmerz in meiner Brust spüren zu können, als er mir sacht über die Seite strich.
Eine Träne lief mir über die Wange, als ich in sein schlafendes Gesicht blickte.
Ich hingegen hatte das Gefühl, nie wieder schlafen zu können, doch schneller, als ich es dachte, überkam mich eine unnatürliche Müdigkeit, die Vampire bei Sonnenaufgang einfach spüren.
Ich drückte mich noch etwas näher an ihn und flüsterte ihm leise drei kleine Worte ins Ohr.
Drei Worte, von denen ich mir sicher war, dass er sie verstand, auch wenn er schlief.
Ich musste sie aussprechen, sonst hatte ich Angst, dass meine Brust zerspringen und der Schmerz gar nicht mehr nachlassen würden.
Leise, ganz sicher, dass er sie nicht hören konnte, hauchte ich „Ich liebe dich“ und küsste ihn sanft auf die leicht geöffneten Lippen, bevor auch ich in den traumlosen Schlaf eines Nachtgeschöpfes glitt.
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